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Im
Kabinettraum zeigt die in Berlin lebende Künstlerin Friederike Klotz die
Ergebnisse ihrer in letzter Zeit aufgenommenen Forschungen zu Phänomenen
der Miniaturisierung und der optischen, plastischen und imaginären Raumbildung.
Aus einer Serie von Arbeiten mit decoupagehaften Möbeln in Gießharzwürfeln,
bei denen sie sich auf reale Räume bezieht, zeigt sie im Kabinettraum
eine Arbeit mit einer extrem verkleinernden Filmprojektion, ihre Ateliersituation
betreffend. Während sich diese Arbeiten trotz ihres hohen Abstraktionsgrades
auf reale Räume beziehen, öffnen sich die neuen Bildobjekte stärker in
imaginäre, aber auch öffentlich-faktische Räume. " Ausgehend von sehr
detaillierten, bühnenbildartigen Arrangements aus collagierten Foto- und
Pflanzenelementen sind nun 3D-Bildapparate entstanden, für die einzelne
Elemente in einem mühevollen Verfahren immer wieder neu fotografiert werden
mussten, um die gewünschte Raumillusion zu erzeugen. In ihnen wird beim
Hinzutreten über spitzwinklig arrangierte Spiegel ein “mittleres Bild³
konstruiert, das in verschiedene, fließend ineinander übergehende Raumschichten
aufbricht. In ihnen herrscht eine verkehrt-richtige Welt: Was in der realen
Welt der Nachrichten, Fakten und politischen Entscheidungen große Bedeutung
hat Staatslenker, Bosse, Entscheidungsträger findet sich als zweidimensionale
Figurengruppe in einen wuchernden und überdimensionierten Pflanzendschungel
versetzt. So werden etwa Jacques Chirac, Gerhard Schröder und George W.
Bush in einem geschichtsfreien Urwaldraum transportiert. Hat man sich
erst einmal der einfachen Konstruktion angenähert und sich dahingehend
überwunden, dass man dem Bildobjekt ungewohnt nahe kommen muss, dann werden
die Dimensionseffekte durch eine extreme Vergrößerung bzw. eine dramatische
Verringerung des zugrunde gelegten Augenabstands im Vordergrund noch erheblich
verstärkt. Aber es geht in diesen Bildern von Friederike Klotz bei weitem
nicht nur um Immersionseffekte man kann die dreidimensional und farbenprächtig
wuchernden Blüten und Blätter zwar als Paradiesbild interpretieren, aber
wenn man einmal die Vertauschung der Größenverhältnisse nachvollzogen
hat, erweist sich: Wenn es überhaupt ein Paradies gibt, dann wird es gerade
in diesem Moment im Auge und im Gehirn des Betrachters konstruiert. "
(Clemens Krümmel)
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